| Veranstaltung: | Bundesrat Herbst 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | TOP 03 Anträge |
| Status: | Beschluss |
| Beschlossen am: | 26.10.2025 |
| Antragshistorie: | Version 2 |
Freiwilligkeit statt Zwang – keine Rückkehr zur Wehrplicht!
Beschlusstext
Als Katholische junge Gemeinde (KjG) sprechen wir uns gegen eine
Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und gegen jede Form eines
verpflichtenden Gesellschaftsdienstes aus.
Wir bekräftigen unsere friedensethische Haltung, dass Sicherheit, Frieden und
gesellschaftlicher Zusammenhalt nicht durch Zwangsdienste, sondern durch
freiwilliges, werteorientiertes Engagement, politische Beteiligung und
demokratische Bildung entstehen[1]. Daher fordern wir die Stärkung freiwilliger
Engagementmöglichkeiten in allen gesellschaftlichen Bereichen, die strukturell,
pädagogisch und finanziell abgesichert sind.
- Freiwilligkeit statt Pflicht.
Junge Menschen dürfen nicht zu einem Dienst gezwungen werden. Ein
allgemeiner Pflichtdienst, unabhängig ob militärisch oder zivil,
entspricht nicht den Grund- und Freiheitsrechten und der Vorstellung einer
selbstbestimmten und solidarischen Gesellschaft. Er würde junge Menschen
entmündigen, anstatt sie zu befähigen, freiwillig Verantwortung zu
übernehmen. Eine Musterung darf zudem nur dann erfolgen, wenn eine Person
grundsätzlich bereit ist, den Wehrdienst anzutreten. Ein Losverfahren
lehnen wir klar ab.
- Stärkung der Freiwilligendienste.
Wir sind davon überzeugt, dass junge Menschen ihr volles Potenzial
entfalten können, wenn sie sich aus eigenem Antrieb engagieren. So ergeben
sich nachhaltige Anreize für langfristiges freiwilliges gesellschaftliches
Engagement[2]. Die Jugendverbände und Freiwilligendienste zeigen seit
Jahrzehnten, dass Engagement funktioniert, wenn es auf Freiwilligkeit
beruht. Der Bund muss daher bestehende Freiwilligendienste (wie FSJ, FÖJ,
IJFD, BFD) und deren Träger strukturell, finanziell und rechtlich
absichern. Dazu gehört ein gesetzlicher Rechtsanspruch auf Förderung jeder
abgeschlossenen Freiwilligendienstvereinbarung zwischen Freiwilligen,
Trägern und Einsatzstellen und eine staatliche Vergütung auf BAföG-Niveau,
um soziale Hürden abzubauen[3]. Wir schließen uns daher der Forderung nach
einem Freiwilligendienste-Stärkungsgesetz an[4]. Freiwilliges Engagement
darf keine Frage des Einkommens oder der sozialen Herkunft sein.
- Generationengerechtigkeit.
Es ist unfair und unsolidarisch, nur junge Menschen in die Pflicht zu
nehmen, um gesellschaftliche Missstände zu kompensieren. Bereits
invergangenen Krisen, wie bspw. der Corona-Pandemie, wurde immer wieder
Verantwortung auf junge Menschen übertragen. Die aktuellen und kommenden
Belastungen für junge Menschen werden jedoch komplett außer Acht gelassen.
Generationengerechtigkeit muss endlich Kompass politischer Verantwortung
sein[5], z.B. im Bereich Zukunftsinvestitionen, Klimaschutz und
Digitalisierung. Wir fordern die Bundesjugendministerin explizit dazu auf,
ihrer Verantwortung gerecht zu werden und sich mit starker Stimme für
junge Menschen und ihre Bedürfnisse einzusetzen.
- Politische Verantwortung und Beteiligung.
Junge Menschen und ihre Verbände müssen unverzüglich, dauerhaft und
ernsthaft in alle politischen Prozesse einbezogen werden, die ihre
Lebensrealitäten betreffen. Auch und insbesondere in den Debatten zur
Wehr- und Dienstpflicht darf nicht nur über, sondern muss endlich mit
jungen Menschen gesprochen und deren Meinung ernst genommen werden.
Politische Beteiligung ist ein wesentlicher Bestandteil gesellschaftlicher
Resilienz und legitimer Entscheidungsprozesse. Deshalb bekräftigen wir
unsere Forderung nach einem Wahlrecht ohne Altersgrenze[6]. Darüber hinaus
müssen Jugendverbände als zentrale Orte demokratischer Bildung und
Friedenserziehung gefördert und in politische Prozesse einbezogen werden.
Hier benötigt es Beteiligungsmaßnahmen in der Kinder, Jugendliche und
junge Menschen aktiv Einfluss nehmen können. Die Positionierungen von
Jugendverbänden sowie deren Stellungnahmen im Rahmen der
Verbändebeteiligung im Gesetzgebungsverfahren[7] müssen in den politischen
Entscheidungen Einfluss finden.
Geschlechtergerechtigkeit
In der Vergangenheit wurden nur Männer zum Militärdienst verpflichtet. Als
KjG kämpfen wir dafür, dass niemand aufgrund seines*ihres Geschlechts
benachteiligt wird und zwanghafte Rollenzuordnungen abgebaut werden. Eine
Wehrpflicht in der aktuell diskutierten Form könnte jedoch veraltete
Stereotype verstärken, indem Männer vermehrt für militärische Aufgaben und
Frauen für soziale Dienste eingeteilt bzw. eingezogen werden. Diese
starren Rollenbilder widersprechendem Prinzip der Gleichberechtigung und
aus unserer Sicht Artikel 3 des Grundgesetzes. Geschlechtergerechtigkeit
bedeutet dabei nicht, alle gleich zu behandeln, sondern die
unterschiedlichen Lebensrealitäten und Belastungen von Menschen gerecht zu
berücksichtigen. Daher lehnen wir einen verpflichtenden Dienst, in dem
junge Menschen auf Grundlage ihres Geschlechts verpflichtet werden ab und
bestärken unsere Forderung nach freiwilligen Lösungen für alle
Geschlechter.
- Gleichwertigkeit von militärischem und zivilem Dienst.
Jegliche Freiwilligendienste, egal ob militärisch oder zivil, müssen
finanziell, strukturell und gesellschaftlich gleichwertig ausgestattet und
anerkannt sein. Nur dies schafft eine echte Wahlfreiheit zwischen den
Diensten und Einsatzstellen, die im Sinne der Selbstbestimmung unbedingt
ermöglicht werden muss.
- Begleitstrukturen.
Psychologische und sozialpädagogische Begleitstrukturen müssen ein
zentrales Element für Menschen in zivilen und militärischen Diensten sein.
Dafür müssen die bestehenden Anlaufstellen und Träger systematisch
unterstützt und ausgebaut werden. Junge Menschen dürfen nicht zu
Tätigkeiten verpflichtet werden, die ihrer psychischen Gesundheit schaden
oder Diskriminierung oder Traumatisierungen fördern.
Die Bundesleitung wird damit beauftragt dieses Anliegen ebenfalls in den BDKJ
einzubringen.
Jetzt ist es Zeit, mit allen Verbänden geschlossen auf die Straße zu gehen!
[1]https://kjg.de/wp-content/uploads/2023/09/2023-03-Bura-Beschluss-2-
Erweiterung-der-friedenspolitischen-Positionierung-der-KjG.pdf
[2]https://kjg.de/wp-content/uploads/2024/10/2024-10-HerbstBura-Beschluss4-
PositionspapierPflichtdienst.pdf
[3]https://www.bdkj.de/fileadmin/bdkj/Dokumente/Beschluesse/3/3.101_Rechtsanspru-
ch_auf_Foerderung_eines_Freiwiliigendienstes.pdf
[4]https://bak-fsj.de/2025/10/freiwilligendienste-staerkungsgesetz-
gleichwertige-gesellschaftsdienste-fuer-eine-resiliente-und-solidarische-
gesellschaft/
5]https://www.bdkj.de/fileadmin/bdkj/bdkj/gremien/hauptversammlung/hv2025/Beschl-
uesse/3.107__Generationengerechtigkeit_als_Kompass_politischer_Verantwortung.pdf
[7] z.B.
https://www.bmvg.de/resource/blob/6004926/582bc7a893c8377aecdcabc97feae958/bdkj-
stn-wdmodg-data.pdf
